Zuviel Harnsäure im Blut? Wie wirkt sich das auf den Bewegungsapparat aus?
Harnsäure – haben wir alle schon mal gehört, aber was genau ist das, welche Auswirkungen hat Harnsäure und wie können wir vermeiden, zu viel davon im Blut zu haben?
Was ist eigentlich Harnsäure?
Beim Abbau von Purinen entsteht Harnsäure. Purine sind Bausteine der DNA beziehungsweise RNA. In einem gesunden Körper besteht eine Balance zwischen der Produktion und dem Abbau von Purinen. Verschiedene Erkrankungen, gewisse Ernährungsgewohnheiten oder die Einnahme einiger Medikamente (z.B. Betablocker, Entwässerungsmittel und spezielle Antibiotika) können dieses Gleichgewicht jedoch stören. Unser Harnsäurespiegel verändert sich in diesem Fall. Für den Abbau der Harnsäure sind verschiedene Stoffwechselprozesse in unserem Körper verantwortlich, z.B. in den Nieren.
Wie kommt es zu einem erhöhten Harnsäurewert?
Mögliche Auslöser von einem erhöhten Harnsäurewert im Blut sind zum Beispiel starker Alkoholkonsum, Fastenkuren und stark purinhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Hülsenfrüchte, Kohl, Krustentiere oder bestimmte Fischarten wie Sardellen oder Hering.
Welche Rolle spielen unsere Nieren beim Abbau von Harnsäure?
Da es sich bei der Harnsäure um ein Stoffwechselendprodukt handelt, das unser Körper nicht benötigt, wird sie ausgeschieden. Das geschieht zu 80% über die Nieren (mit dem Urin); der Rest wird mit dem Stuhl über den Darm ausgeschieden. Eine der Aufgaben der Nieren ist es also, die unangenehme Harnsäure loszuwerden. Wenn diese eine Funktionsstörung haben, können sie logischerweise nicht richtig arbeiten und die Harnsäure abbauen.
Was passiert in unserem Körper, wenn die Harnsäure nicht abgebaut werden kann?
Ein fehlender oder mangelhafter Abbau führt ganz klar zu entzündlichen Prozessen in unserem Körper. Die überschüssige Harnsäure (Hyperurikämie) kann sich in Form von Kristallen im Bereich der Gelenke ablagern.
Vermehrt tritt das bspw. im Bewegungsapparat in Form von entzündlichen Gelenken (Arthritis), Gicht (im Großzehengrundgelenk) aber auch im myofaszialen Gewebe, wie z.B. an der Achillessehne oder der Fußsohle auf.
Wie kommt es zu Funktionsstörungen in der Niere?
Funktionsstörungen können sowohl pathologisch sein (Erkrankung der Niere), als auch durch eine unzureichende Bewegungsfähigkeit der Niere entstehen. Denn auch unsere Organe brauchen Bewegung. So kann es durch Blockaden in der Lendenwirbelsäule oder hohe Spannungen im faszialen System zu Einschränkungen kommen.
Ein Beispiel aus der täglichen osteopathischen Praxis: Beckenblockaden
Dieses Beispiel basiert, wie so vieles, auf dem Kettendenken in unserem Körper. Einfach gesagt: Wenn ein Teil unseres Körpers geschwächt ist, übernimmt ein weiterer Teil kompensatorisch die Funktion des ersten Teils, um dieses Fehlverhalten auszugleichen.
Ein oft gesehener Befund ist die Beckenblockade. Was ist hier passiert? Logisch, ein Gelenk blockiert, der kompensierende Part im Körper ist hier ein Muskel und zwar der Hüftbeugemuskel (M. iliopspas). Der Hüftbeugemuskel kompensiert also in diesem Fall den entstandenen Bewegungsverlust, sodass es zu einer Überbelastung kommen kann, die wiederum Verspannungen und Schmerzen verursachen kann.
Der Hüftmuskel übernimmt eine weitere Aufgabe
Normalerweise ist der Hüftbeugemuskel für unsere Geh- und Laufbewegungen von großer Bedeutung. Er sorgt also dafür, dass die Knie in Richtung Oberkörper gezogen oder der Oberkörper zu den Knien gebeugt werden kann. Da er jetzt aber die zusätzliche Funktion des Beckens übernimmt (die Stabilisierungs- und Gewichtsverteilungsfunktion), spannt er an.
Was hat der Hüftbeugemuskel mit unseren Nieren zu tun?
Die Nieren liegen quasi mit ihrem unteren Drittel auf dem Hüftbeugemuskel. Man kann sagen, die Nieren gleiten auf dem Hüftbeuger. Kommt es nun zu einer ISG Blockade, die wiederum eine längere Anspannung des Hüftbeugers nach sich zieht, werden die Nieren in ihrer Gleitfähigkeit auf dem Hüftbeuger eingeschränkt. Die Folge ist, dass die Nieren sich nicht mehr ausreichend bewegen können und es so zu einer Funktionsstörung kommen kann. Der Abbauprozess der Harnsäure in der Niere ist also gestört. Somit gelangt überschüssige Harnsäure ins Blut. Spannend, oder?
Wie können wir den Harnsäurewert reduzieren?
Natürlich müssen wir zuerst dafür sorgen, dass wir mithilfe einer Ernährungsumstellung den Harnsäurewert reduzieren. Ein sinnvoller Schritt ist es, die oben genannten, stark purinhaltigen Lebensmittel zu reduzieren. In schlimmeren Fällen helfen hier auch Medikamente.
Wir können mit mobilisierenden Übungen mehr Bewegung ins Beckengelenk bringen und den Hüftbeuger und die Lendenwirbelsäule sogar mit den TMX Triggern behandeln, um die überschüssige Spannung zu lösen. Bekommen die Nieren wieder mehr „Raum“, um sich zu bewegen, können sie wieder ihre normale Funktion ausführen, sodass die Harnsäure im richtigen Masse abgebaut wird.
Tipp 1: Untersuchungen haben ergeben, dass der Extrakt aus der Sauerkirsche bei Gicht und Arthritis hilft. Wenn Du Sauerkirschextrakt einnimmst (hier gibt es verschiedene Formen wie Konzentrat, Kapseln etc.) kann das entzündungshemmend wirken.
Tipp 2: Trigger Deine Lendenwirbelsäule (LWS), Deine Gesässmuskeln und Deinen Hüftbeuger. Mobilisiere anschließend Deine LWS und Dein Hüftgelenk.